Das Problemgelenk

Das Kniegelenk ist das größte und komplexeste Gelenk im menschlichen Körper. Und dabei ist es auch noch ziemlich anfällig für vielfältige Schädigungen. Wie schützt man es am besten bei der Arbeit?

Es ist ein Wunderwerk aus Kniescheibe, Menisken, Knorpeln, Muskeln, Bändern und Sehnen. Es ist hochbelastbar und muss auf Schritt und Tritt das Dreifache des Körpergewichts abpuffern. Beim Treppensteigen oder beim Joggen erhöht sich die Belastung, die auf das Knie wirkt, nochmals deutlich. Dadurch ist es sehr anfällig für Abnutzung, Schäden und Schmerzen. So wurden beispielsweise im Jahr 2020 in Deutschland knapp 180.000 Operationen am Gelenkknorpel und an den Menisken durchgeführt sowie in mehr als 170.000 Fällen Gelenkprothesen implantiert.

Ganz besonders gefährdet sind Menschen, die bei ihrer beruflichen Tätigkeit häufig kniend arbeiten müssen, wie beispielsweise Bodenleger und -abzieher, Fliesenleger, Straßenbauer, Steinsetzer, Reinigungspersonal oder Glas- und Steinschleifer. Auch Beschäftigte, die zwar nicht auf Knien arbeiten, aber häufig schwere Lasten tragen müssen, sind erhöhten Druckbelastungen im Bereich der Kniegelenke ausgesetzt.

Die Berufskrankheitenliste (BK-Liste) kennt zwei Erkrankungen im Bereich der Kniegelenke

  • BK 2102: Meniskusschäden nach mehrjährigem Arbeiten im Hocken, auf Knien oder im Fersensitz bei gleichzeitiger Kraftaufwendung (Dauerzwangshaltung): Da die miteinander in Verbindung stehenden Gelenkflächen im Kniegelenk nicht genau aufeinanderpassen, wird diese „Ungleichheit“ durch halbmondförmige Faserknorpelscheiben ausgeglichen, die den Drehbewegungen folgen können. Man unterscheidet hier einen Innenmeniskus und einen Außenmeniskus.
  • BK 2105: Chronische Erkrankungen der Schleimbeutel durch ständigen Druck: Um Schäden an den über das Gelenk ziehenden Sehnen vorzubeugen, besitzt das Kniegelenk an besonderen Reibungspunkten Schleimbeutel. Fortgesetzte Belastungen können zu chronischen Erkrankungen der Schleimbeutel führen.

Die Berufsgenossenschaften verzeichneten 2020 knapp 1.000 Verdachtsanzeigen für die BK 2102 und rund 280 für die BK 2105.

Daher ist Knieschutz bei allen Arbeiten erforderlich, die überwiegend in kniender Haltung ausgeführt werden. Der Knieschutz soll vor Verletzungen und vor allem vor Schleimbeutel-, Meniskus- und auch Hauterkrankungen schützen. Bei der Auswahl von geeignetem Knieschutz ist unter anderem darauf zu achten, dass

  • er ergonomischen Anforderungen entspricht (etwa Passform, Befestigung, Druckentlastung),
  • Knieschutzpolster hinsichtlich der Druckverteilung mindestens die Kniescheibe und den Schienbeinhöcker ausreichend bedecken,
  • der Knieschutz so ausgewählt wird, dass punktförmige Einwirkungen gleichmäßig verteilt werden, beispielsweise durch eine harte äußere Oberfläche,
  • er für die vorgesehene Arbeitsaufgabe geeignet ist und insbesondere ausreichenden Schutz bietet,
  • jegliche Oberflächen, die mit der Haut des Benutzers in Berührung kommen oder auf das Knie einwirken, frei von scharfen Kanten oder Graten sind,
  • die verwendeten Werkstoffe keine gesundheitsschädigende Auswirkung auf den Benutzer haben.

Um die Eignung im Einzelfall festzustellen, empfehlen sich Trageversuche (zum Beispiel Passform, Befestigung, Positionierung am Knie). Der Knieschutz darf auch, falls erforderlich, keine Flüssigkeit aufnehmen können. Dadurch wird verhindert, dass schädigende Stoffe durch die Feuchtigkeit mit der Haut in Berührung kommen und beispielsweise zu Hautreizungen oder Verätzungen führen können.

Der Knieschutz für Arbeiten in kniender Haltung wird nach DIN EN 14404 in vier Typen unterteilt:

  • Knieschutz Typ 1: Knieschutz, der von anderer Kleidung unabhängig ist. Er wird einfach am Bein befestigt.
  • Knieschutz Typ 2: Knieschutz, der ständig an der Hose befestigt ist oder in Taschen an den Hosenbeinen einzusteckende Polster beinhaltet. Die Zertifizierung ist nur gültig, wenn die Kniepolster zusammen mit der Hose zertifiziert wurden.
  • Knieschutz Typ 3: Knieschutz, der ein oder beide Knie schützt und nicht am Körper befestigt wird, sondern bei den Bewegungen des Benutzers am jeweiligen Ort ist. Das kann etwa ein spezielles Kissen sein, auf dem man kniet.
  • Knieschutz Typ 4: Knieschutz, der ein oder beide Knie schützt, am Körper befestigt sein kann und Teil von Vorrichtungen mit zusätzlichen Funktionen ist, wie zum Beispiel einem Rahmen, der beim Aufstehen behilflich ist.
Abbildung: stock.adobe.com/Ladanifer, Liebchen+Liebchen GmbH

Jeder Knieschutztyp wird in zwei Leistungsstufen unterteilt, die je nach Anforderung eingesetzt werden müssen:

  • Leistungsstufe 0: Knieschutz, der für eine ebene Bodenoberfläche geeignet ist und der keinen Schutz gegen Durchstich bietet.
  • Leistungsstufe 1: Knieschutz, der für eine ebene oder unebene Bodenoberfläche geeignet ist und Schutz gegen Durchstich bei einer Kraft von mindestens 100 (+/-5) N bietet.

Text: Franz Roiderer