Gesund bleiben zwischen Homeoffice und Büro

Mehr Bewegung im hybriden Arbeitsalltag

Hybrides Arbeiten bringt Flexibilität – aber auch neue Herausforderungen für die Gesundheit. Gerade das Bewegungsverhalten leidet, wenn Beschäftigte zwischen Büro und Homeoffice wechseln. Fachleute für Gesundheitsschutz und Prävention erklären, worauf es jetzt ankommt.

Text: Dr. Britta Weber und Dr. Konstantin Wechsler

AUF DEN PUNKT:

  • Hybride Bildschirmarbeit erhöht das Risiko für Bewegungsmangel
  • Langes Sitzen wirkt sich negativ auf Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel aus
  • Erste Ergebnisse einer IFA-Studie zeigen: Im Homeoffice wird zwar mehr gesessen, aber auch häufiger unterbrochen
  • Ziel ist es, Präventionsempfehlungen zu entwickeln, die unterschiedliche Arbeitsorte und vielfältige Alltagsbedingungen berücksichtigen

Bewegungsmangel – eine unterschätzte Belastung

Während das Homeoffice flexible Arbeitszeiten ermöglicht und Pendelzeiten reduziert, führt es gleichzeitig dazu, dass viele Beschäftigte sich noch weniger bewegen als im Büro. Doch bislang zeigt sich: Wer von zu Hause aus arbeitet, sitzt oft länger am Stück und legt weniger Schritte zurück. Auch im Büro droht Bewegungsmangel, wenn Meetings überwiegend digital stattfinden und Laufwege wegfallen.

Gesundheitsexperten warnen: Langes Sitzen gilt inzwischen als eigenständiger Risikofaktor – vergleichbar mit Rauchen. Rückenschmerzen, Übergewicht und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge sein.

Forschung: Wie unterschiedlich bewegen wir uns?

Am Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) wird aktuell gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) eine Feldstudie zum Bewegungsverhalten bei hybrider Bildschirmarbeit durchgeführt. Dabei tragen Beschäftigte einen Sensor am Oberschenkel, der das Aktivitätsprofil während der Arbeits- und Freizeit erfasst. Ziel ist es, Unterschiede im Bewegungsverhalten zwischen Homeoffice und Büro im Zusammenhang mit Faktoren wie Pendelwegen, Betreuungsverpflichtungen oder dem allgemeinen Aktivitätsverhalten zu identifizieren.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen:

  • Im Homeoffice wird insgesamt mehr und länger gesessen als im Büro.
  • Gleichzeitig treten dort häufiger kurze Bewegungspausen auf – etwa durch Hausarbeit, Versorgung von Kindern oder spontane Unterbrechungen.
  • Längere ununterbrochene Sitzphasen (mindestens 30 Minuten) kommen im Homeoffice häufiger vor als im Büro.

Diese Erkenntnisse sind wichtig, um passgenaue Präventionsempfehlungen zu entwickeln – von aktiven Pausen über ergonomische Gestaltung bis hin zu gezielten Anreizen für Bewegung im Homeoffice.

Aktive Pausen und Mikro-Bewegungen

Ein zentrales Ziel der Prävention ist es, die „Sitzzeit“ zu unterbrechen. Selbst kurze Bewegungseinheiten – etwa Aufstehen, Dehnen oder ein paar Schritte durchs Zimmer gehen – zeigen Wirkung. Ideal sind aktive Pausen alle 30 bis 60 Minuten.

Viele Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeitenden bereits mit kurzen Online-Bewegungsangeboten, Erinnerungs-Apps oder ergonomischen Tipps. Entscheidend ist, Routinen zu schaffen, die sowohl im Büro als auch zu Hause funktionieren.

Arbeitsplätze bewegungsfreundlich gestalten

Neben Pausen spielt auch die Arbeitsumgebung eine Rolle. Höhenverstellbare Schreibtische, ausreichend Platz für Bewegung und ergonomische Sitzmöbel fördern ein gesundes Verhalten. Im Homeoffice fehlt diese Ausstattung oft – hier können Arbeitgeber unterstützen, etwa mit Empfehlungen zur bewegungsförderlichen Arbeitsgestaltung und regelmäßiger Information zur Schärfung des Bewusstseins.

Zudem lassen sich auch hybride Meetings bewegungsfreundlich planen: Steh- oder Geh-Meetings, die bewusste Kombination aus Präsenz- und Onlineformaten sowie feste „Bewegungspausen“ während längerer Videokonferenzen sind wirksame Instrumente. Führungskräfte können hier gute Vorbilder sein.

Verantwortung von Unternehmen und Beschäftigten

Bewegungsförderung am Arbeitsplatz ist eine gemeinsame Aufgabe von Unternehmen und Beschäftigten. Beide Seiten tragen dazu bei, eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung zu schaffen. Unternehmen können für Rahmenbedingungen sorgen, Anreize setzen und durch Gesundheitsprogramme unterstützen. Beschäftigte wiederum tragen Verantwortung, diese Angebote wahrzunehmen, aktive Pausen einzulegen und gesunde Routinen in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Für nachhaltige Verhaltensänderungen braucht es ein gemeinsames Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegung sowie die aktive Mitgestaltung einer bewegungsfreundlichen Unternehmenskultur.

Fazit

Hybride Arbeitsformen sind gekommen, um zu bleiben. Damit sie nicht zu einer gesundheitlichen Belastung werden, ist Bewegungsförderung zentral. Erste Studien wie die des IFA zeigen, dass Bewegungsverhalten je nach Arbeitsort unterschiedlich ausfällt – und dass Prävention genau dort ansetzen muss. Wer Sitzzeiten reduziert, regelmäßig Pausen einlegt und seinen Arbeitsplatz bewegungsfreundlich gestaltet, stärkt langfristig seine Gesundheit.

Zur Studie des IFA

DIE AUTOREN:

Dr. Britta Weber und Dr. Konstantin Wechsler arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA). Weber leitet das Referat „Gestaltung neuer Arbeitsformen“, in dem auch Wechsler tätig ist.