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- Büroraumakustik nachhaltig gestalten
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Büroraumakustik nachhaltig gestalten
Eine angenehme Akustik ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für gesunde und produktive Büroarbeit. Worauf sollte man bei der Raumplanung achten?
Seit Mai 2018 beschreibt die überarbeitete Fassung der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.7 „Lärm“ Zielwerte für einen maximal zulässigen Beurteilungspegel beziehungsweise die Raumakustik (unter anderem maximale Nachhallzeiten). Damit gibt es nun Vorgaben für den Bereich der nicht gehörbezogenen Wirkungen (extra-aural) am Arbeitsplatz, die zu physischen und psychischen Beeinträchtigungen sowie zu einer Minderung der Leistung führen.
Gerade beim Wiedereinstieg in den Büroalltag nach der Corona-Krise setzen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer stärker mit dem Arbeitsplatz auseinander. Die Wahrnehmung der Arbeitsumgebung, der Kommunikation im Büro sowie des individuellen Wohlbefindens ist gestiegen. Dabei sind Faktoren wie Luftqualität, Beleuchtung, Ausstattung sowie Akustik in den Vordergrund gerückt. Letztere ist einer der Schlüsselfaktoren, die signifikant auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzahlen. Zahlreiche Studien belegen, welche Vorteile eine optimierte Raumakustik im Büro mit sich bringt. Darunter fallen folgende:
- Die Leistung kann bei Konzentrationsarbeit um bis zu 50 Prozent erhöht werden, die Kopfrechenleistung um 20 Prozent.¹
- Die Motivation am Arbeitsplatz kann um 66 Prozent gesteigert werden.²
- Stress, der sich als Adrenalinausstoß manifestiert, kann um 30 Prozent gesenkt werden.²
Deswegen ist es so wichtig, dass Raumakustik in der Raum- und Organisationsplanung berücksichtigt wird, um ein produktives Umfeld für die Beschäftigten zu schaffen. Dabei gilt es, die Ziele des Gesetzgebers, die ASR A3.7 „Lärm“, zu berücksichtigen.
SOZIO-AKUSTISCHER ANSATZ
In der Lärmprävention sind nicht nur die physikalischen Zusammenhänge zu berücksichtigen, sondern auch sozio-akustische Phänomene von bedeutender Relevanz. Konkret ist die Beziehung zwischen Mensch, Raum und Aktivität entscheidend. Die Betrachtung dieses Ansatzes kann zum Verständnis beitragen, wie Geräusche im Büro entstehen und welche raumakustischen Lösungen eingesetzt werden können.
Betrachtet man zunächst die Menschen, die in den Räumen regelmäßig arbeiten, ist es besonders wichtig, auf die Zahl der Mitarbeiter zu blicken. Auch individuelle Charakteristika sind relevant, ob sie beispielsweise eher introvertiert oder extrovertiert sind.
Daneben muss auch auf die Aktivitäten, die üblicherweise in Räumen oder in bestimmten Bereichen stattfinden, eingegangen werden. Handelt es sich um belebte Aktivitäten, bei denen der kommunikative Austausch notwendig ist, wie etwa ein Brainstorming, ein Team-Meeting oder konzentrierte Einzelarbeit?
Schlussendlich spielt der eigentliche Raum eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Lärmprävention. Form, Volumen, Oberflächenbeschaffenheit und eingesetzte Baumaterialien sind von Relevanz.
Mit dem sozio-akustischen Ansatz sollten im ersten Schritt folgende Maßnahmen berücksichtigt werden, um Lärm und somit Belastungen vorzubeugen:
- Geschickte Büroraumplanung: Mitarbeiter je nach Tätigkeit platzieren beziehungsweise eine räumliche Abgrenzung der verschiedenen Teams schaffen. Dabei steht nicht nur der Platz für die Zusammenarbeit, sondern auch das Bedürfnis der Mitarbeiter nach konzentrierter Arbeit im Vordergrund.3
- Verhaltenskodex: Workshops, interne Mitteilungen und Schulungen zu Akustik und Raumplanung ansetzen, um die Mitarbeiter für die Thematik zu sensibilisieren. Ein Ergebnis kann sein, dass Informationsschilder für Ruhebereiche angebracht werden.
Um den Ansatz zu verdeutlichen und weitere Maßnahmen vorzustellen, eignet sich der Blick in folgende Räume:
DAS GROSSRAUMBÜRO
Bei einem Großraumbüro besteht vor allem die Herausforderung, die Schallausbreitung und die damit verbundene Beeinträchtigung der Mitarbeiter zu minimieren. Generell gilt: Je mehr Menschen sich im Raum befinden, desto lauter ist es und desto stärker wird die Konzentrationsfähigkeit jedes Einzelnen gemindert. Deswegen sollte verhindert werden, dass sich Gespräche und andere Geräusche ungehindert im Raum ausbreiten können. Um diese Störungen zwischen den vielen Arbeitsplätzen im Büro zu reduzieren, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
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- Einsatz von höchstabsorbierenden Decken
- Verwendung von schallabsorbierenden Screens in der Nähe von angrenzenden Arbeitsplätzen als Trennwände und zur Vermeidung von Schallausbreitung
- Belegung der Wände mit Wandabsorbern
DER VIDEOKONFERENZRAUM
Im Gegensatz zum Großraumbüro bestehen bei Konferenzräumen, insbesondere Videokonferenzräumen, ganz andere akustische Herausforderungen. Eine kleine Anzahl an Personen diskutiert beispielsweise lautstark, tauscht Vertrauliches aus oder muss sich konzentriert mit komplexen Sachverhalten auseinandersetzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine möglichst hohe Sprachverständlichkeit herzustellen und störende Schallreflexionen zu vermeiden. Um beste Gegebenheiten zu schaffen, bestehen folgende Möglichkeiten:
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- Montage von Wandabsorbern an zwei aufeinandertreffenden Wänden
- Verwendung von schallabsorbierenden Decken mit höchstwirksamen Absorptionseigenschaften im sprachrelevanten Bereich
- technische Optimierung des Schallschutzes
JEDER RAUM KLINGT ANDERS
Die Vermeidung von physischen und psychischen Beeinträchtigungen durch Lärm ist ein wichtiges Thema. Der gesetzliche Arbeitsschutz, vor allem aber die gesteigerte Wahrnehmung der Arbeitsumgebung drängt Arbeitgeber zu einer immer stärkeren Auseinandersetzung mit den akustischen Bedingungen der Arbeitsstätten. Die oben beschriebenen raumakustischen Maßnahmen können hierbei eine Hilfestellung und Anleitung sein, die Lärmsituation in Büros aktiv und nachhaltig zum Positiven zu verändern.
WAS IST SPRACHVERSTÄNDLICHKEIT?
Die Sprachverständlichkeit gibt an, wie gut das gesprochene Wort in einem Raum zu verstehen ist. Sie ist ein wesentlicher Qualitätsfaktor, vor allem in Räumen, die der Kommunikation und dem Austausch dienen (zum Beispiel Besprechungsräume). In der Corona-Krise ist die Sprachverständlichkeit weiter in den Fokus gerückt, weil in der Regel eine Mund-Nasen-Maske getragen werden muss. Das Fraunhofer-Institut hat kürzlich festgestellt, dass dadurch die Sprachverständlichkeit um bis zu 26 Prozent sinkt (Sprachverständlichkeit mit Atemmasken, Pilotversuch Fraunhofer-Institut für Bauphysik, 25. Mai 2020)
1 Weinstein, University of California, Berkeley, 1974, “Effect of noise on intellectual performance”, Journal of Applied
Psychology, 1974, vol. 59, no. 5, 548–554
2 Evans, Johnson, Cornell university, “Stress and open office noise”, Journal of Applied Psychology, 2000, vol. 85, no. 5, 779–783
3 Leesman Review Issue 25, 30.09.2017