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Die Zukunft der persönlichen Schutzausrüstung
Smarte PSA soll digitale Kommunikation und Sensorik integrieren, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu erhöhen, Risiken frühzeitig zu erkennen und die Effizienz der Arbeitsabläufe zu verbessern. Warum aber sind nur wenige derartige Produkte auf dem Markt verfügbar?
Text: Franz Roiderer (Redaktion)
AUF DEN PUNKT
- Intelligente persönliche Schutzausrüstungen haben das Potenzial, den Arbeitsschutz zu revolutionieren
- Die Herausforderungen für eine flächendeckende Einführung sind noch längst nicht gemeistert
- Entsprechende Produkte sind auf dem Markt wenig verfügbar
Kaum eine Diskussion über den Arbeitsschutz kommt mittlerweile ohne die Erwähnung intelligenter persönlicher Schutzausrüstungen aus. Diese smarte PSA umfasst dabei alle Arten von persönlicher Schutzausrüstung, die mit elektronischen Komponenten ausgestattet sind. Diese Technologien sollen es ermöglichen, Umgebungsbedingungen in Echtzeit zu überwachen, Daten zu sammeln und zu analysieren sowie mit anderen Geräten oder Systemen zu kommunizieren. Durch integrierte Sensoren können beispielsweise Temperatur, Luftqualität oder Lärmpegel erfasst werden. Diese Informationen werden dann verarbeitet, um den Träger beispielsweise über potenzielle Gefahren zu informieren oder automatisch Schutzmaßnahmen zu aktivieren.
Ein zentrales Merkmal dabei ist die Fähigkeit zur Kommunikation. Drahtlose Technologien ermöglichen es, Daten an zentrale Überwachungsstellen oder mobile Geräte zu übertragen. Dies kann nicht nur die Sicherheit verbessern, sondern ermöglicht auch eine schnelle Reaktion im Notfall.
Beispiele smarter PSA
Ein konkretes Beispiel für smarte PSA ist der intelligente Schutzhelm. Solche Helme sind mit Sensoren ausgestattet, die Stöße und Erschütterungen erkennen. Im Falle eines Unfalls kann der Helm automatisch einen Alarm auslösen und Rettungskräfte benachrichtigen. Darüber hinaus können einige Modelle mit Augmented-Reality-Funktionen ausgestattet sein, die dem Träger wichtige Informationen direkt im Sichtfeld anzeigen, wie etwa Anweisungen oder Sicherheitsdaten.
Ein weiteres Beispiel sind smarte Atemschutzmasken. Diese Masken können die Luftqualität in der Umgebung messen und den Träger warnen, wenn gefährliche Substanzen oder Schadstoffkonzentrationen überschritten werden. Einige Modelle passen ihren Filterwiderstand automatisch an die Atemfrequenz des Trägers an, was den Tragekomfort erhöht und die Effektivität der Schutzmaßnahmen verbessert.
Auch Schutzhandschuhe können smart sein. Diese Handschuhe können vor gefährlichen Stoffen warnen und sogar Bewegungsmuster erfassen, um ergonomische Probleme oder Ermüdungserscheinungen zu identifizieren. Solche Funktionen tragen dazu bei, die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern.
Herausforderungen
Wer jetzt denkt, „Okay, das klingt gut, also her mit den smarten Handschuhen, Helmen und Schuhen für meinen Betrieb!“, wird schnell ernüchtert sein. Nichts davon ist aktuell wirklich als Massenprodukt erhältlich. Die Gründe sind vielfältig:
1. Technische Herausforderungen: Die Integration von Elektronik in PSA muss robust und zuverlässig sein, um den Arbeitsbedingungen standzuhalten. Wenn die Elektronik im harten Arbeitseinsatz durch Erschütterungen oder Stöße ausfällt, ist die PSA in ungünstigen Fällen unbrauchbar. Probleme wie Batterielebensdauer, Wasserdichtigkeit und Haltbarkeit müssen gelöst werden.
2. Regulatorische Hürden: Smarte PSA muss sowohl als Schutzausrüstung wie auch als elektronisches Gerät zertifiziert werden. Die Erfüllung beider Anforderungen ist komplex und zeitaufwendig.
3. Kosten: Smarte PSA ist teurer als herkömmliche PSA. Viele Unternehmen werden die hohen Investitionskosten scheuen, besonders wenn der Mehrwert nicht sofort ersichtlich ist.
4. Datenschutzbedenken: Die Erfassung und Übermittlung von Daten durch smarte PSA wirft Fragen zum Datenschutz auf. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Datenschutzbestimmungen eingehalten und die Daten der Mitarbeiter geschützt werden. Smarte Warnwesten mit GPS-Tracking könnten Bewegungsprofile aufzeichnen und zur Leistungsmessung missbraucht werden.
5. Akzeptanz der Nutzer: Arbeitnehmer müssen von den Vorteilen überzeugt und bereit sein, die neue Technologie zu nutzen. Skepsis gegenüber Überwachung kann die Akzeptanz behindern.
6. Komplexität der Integration: Smarte PSA muss in bestehende Sicherheitssysteme und -prozesse integriert werden, was oft komplexe Anpassungen erfordert.
7. Mangelnde Standardisierung: Es fehlen einheitliche Standards, was die Entwicklung und Markteinführung erschwert. Wenn Hersteller von smarter PSA beispielsweise unterschiedliche Kommunikationsprotokolle verwenden, werden sich die Systeme untereinander nicht verstehen.
Zukunftsperspektiven
Die Entwicklung smarter PSA steht noch am Anfang und es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren zuverlässige und preiswerte Lösungen auf den Markt kommen werden sowie rechtliche oder regulatorische Hürden gemeistert werden können. Künstliche Intelligenz (KI) wird eine zunehmend wichtige Rolle spielen, indem sie die Analyse von Gefahrensituationen und die Vorhersage potenzieller Risiken verbessert. Die Vernetzung von PSA-Elementen und anderen Systemen (Internet of Things) wird neue Möglichkeiten für ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement eröffnen. Und so wird vermutlich – wie es Prof. Frank Werner im Interview ausdrückt – smarte PSA in einigen Jahren „ganz selbstverständlich ihren Platz in unserem Arbeitsleben finden“.