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Hitze, Funken, Flammen
Der richtige Schutz bei Heißarbeiten
Schweißen, Löten, Brennschneiden und andere Heißarbeiten sind in vielen Branchen unverzichtbar. Die Tätigkeiten sind jedoch mit erheblichen Gefährdungen verbunden. Entsprechend wichtig ist es, adäquate Schutzmaßnahmen zu treffen. Der Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Text: Donato Muro und Daniel Vanummißen
AUF DEN PUNKT
- Normen und Richtlinien helfen bei der adäquaten Auswahl der Schutzausrüstung
- Richtige Pflege und Handhabung der PSA gewährleisten Sicherheit
- Regelmäßige Unterweisungen und medizinische Vorsorge sorgen für dauerhaften Schutz der Mitarbeiter
Risiken bei Heißarbeiten
Die Hauptgefahren bei Heißarbeiten resultieren aus der direkten Exposition gegenüber hohen Temperaturen und offenen Flammen. Eine unmittelbare Bedrohung sind Verbrennungen, die sowohl durch direkten Kontakt mit heißen Oberflächen als auch durch feuerflüssige Materialien, die während des Arbeitsprozesses spritzen können, verursacht werden können.
Ein weiteres Risiko bei Heißarbeiten ist die Hitzebelastung. Die Kombination aus schwerer körperlicher Arbeit mit der hohen Umgebungstemperatur, der Nähe zu Hitzequellen und der notwendigen Schutzkleidung belastet den Kreislauf und kann zu einer Überhitzung des Körpers führen. Dies begünstigt nicht nur thermische Stresszustände wie Hitzschlag und Hitzekrämpfe, sondern kann auch langfristige gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Insbesondere wenn Pausen zum Trinken und zur Kühlung vernachlässigt werden.
Durch Wärmestrahlung droht der Feuerstar
Zudem kann die intensive Wärmestrahlung schwerwiegende Augenschäden verursachen, beispielsweise den Feuerstar. Dabei handelt es sich um eine Verdunkelung der Augenlinse, bekannt als Glasbläserstar. Er kann durch anhaltende Exposition gegenüber Infrarotstrahlung entstehen, eine Bedingung, die typischerweise Berufe wie Glasbläser betrifft. Um solche Augenschäden zu vermeiden, ist es essenziell, bei der Arbeit in Umgebungen mit Feuer oder intensiver Lichtquelle stets eine Schutzbrille zu tragen.
Darüber hinaus bergen Heißarbeiten die Gefahr der Freisetzung toxischer Gase und Dämpfe. Die Erhitzung von Materialien kann zur Bildung schädlicher Verbrennungsprodukte führen, die ohne angemessenen Atemschutz schwerwiegende Atemwegserkrankungen verursachen können (siehe auch Seite 33).
Um den Gesundheitsrisiken zu begegnen, sind eine umfassende Planung und die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip (technische vor organisatorischen vor personenbezogenen Maßnahmen) notwendig. Dazu gehören technische und organisatorische Schutzmaßnahmen wie Belüftungssysteme und Prozesskontrollen, regelmäßige Schulungen und Gesundheitsüberwachungen der Arbeiter sowie der Einsatz geeigneter persönlicher Schutzausrüstung.
Auswahl der PSA
Die Auswahl und Handhabung der richtigen PSA sind essenziell, um Arbeitnehmern bei Heißarbeiten wie dem Schweißen einen adäquaten Schutz zu bieten. Folgende Normen sind dabei zu beachten:
- ISO 11611 (Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren): Die Norm beinhaltet zwei Klassen: Klasse 1 für geringere Gefahren und Klasse 2 für höhere Risiken. Die Klassifizierung basiert auf der Beständigkeit gegenüber Metallspritzern und Wärmedurchgang. Codebuchstabe A zeigt den Widerstand gegen Flammen an, wobei A1 für Flächen- und A2 für Kantenbeflammung steht.
- ISO 11612 (Schutzkleidung zum Schutz gegen Hitze und Flammen): Innerhalb der Norm wird die Schutzkleidung anhand spezifischer Codebuchstaben und Leistungsstufen klassifiziert. Diese Klassifizierungen spiegeln die Fähigkeit der Kleidung wider, konvektiver Hitze (Codebuchstabe B), Strahlungshitze (Codebuchstabe C), flüssigen Aluminiumspritzern (Codebuchstabe D), flüssigen Eisenspritzern (Codebuchstabe E) und Kontaktwärme (Codebuchstabe F) zu widerstehen. Die Klassen geben Aufschluss über den Grad des Schutzes, wobei höhere Klassen eine bessere Leistung anzeigen. So bedeutet beispielsweise ein B1, dass die PSA einen bestimmten Basislevel an Schutz gegen konvektive Hitze bietet, während ein B3 einen höheren Schutzgrad indiziert.
- ISO 14116 (Schutzkleidung gegen Hitze und Flammen – Materialien, Materialkombinationen und Kleidung mit begrenzter Flammenausbreitung): Diese Norm, die den früheren Standard EN 533 ersetzt, definiert den Schutz gegen begrenzte Flammenausbreitung. Es werden Materialien und Kleidungsstücke klassifiziert, die kurzzeitigen, unbeabsichtigten Flammenkontakt aushalten sollen. Drei Indexstufen bestimmen das Schutzniveau: Index 1 bietet den geringsten, Index 3 den höchsten Schutz entsprechend der Flammenausbreitung nach der EN ISO 15025.
Multi-Norm-Kleidung erfordert sorgfältige Handhabung
Multi-Norm-Kleidung, die eine Vielzahl an Sicherheitsnormen erfüllt und gegen eine Reihe von Risiken am Arbeitsplatz schützt, ist ein zentraler Bestandteil des modernen Arbeitsschutzes. Gleichwohl erfordert sie eine sorgfältige Handhabung – insbesondere im Hinblick auf Verunreinigungen. Ölflecken und ähnliche Verschmutzungen müssen beispielsweise sofort entfernt werden, da sie die flammenhemmenden Eigenschaften der Schutzkleidung beeinträchtigen können und somit die Sicherheit des Trägers gefährden.
Eine angemessene Pflege ist entscheidend, um die Langlebigkeit und Wirksamkeit der Schutzausrüstung sicherzustellen. Die Verantwortung dafür tragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen. Arbeitgeber müssen die notwendigen Informationen bereitstellen und dafür sorgen, dass die PSA gemäß den Herstelleranweisungen und den Anforderungen des Arbeitsplatzes gewartet wird. Durch Schulungen können Arbeitnehmer darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre Schutzausrüstung richtig pflegen, um ihre Funktionsfähigkeit zu bewahren.
Die ökologische Dimension der Pflege von PSA darf nicht außer Acht gelassen werden. Beim Waschen der Schutzkleidung sollten Umweltaspekte berücksichtigt werden, insbesondere die Vermeidung der Kontamination von Wasser mit Schwermetallen oder Ölen, um sowohl die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten als auch die Umwelt zu schützen.
Arbeitsmedizinische Vorsorge
Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) bildet das Fundament für den Schutz und die Sicherheit von Beschäftigten bei Heißarbeiten. Die ArbMedVV zielt darauf ab, gesundheitliche Schädigungen und Berufskrankheiten durch präventive Maßnahmen zu verhindern, frühzeitig zu erkennen und eine Verschlimmerung zu verhindern. Sie trägt durch die Förderung eines umfassenden Sicherheits- und Gesundheitsmanagements zur Reduzierung von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Gesundheitsschäden bei.
Dazu gehört die Vorsorgeuntersuchung Hitzearbeiten (früher als G 30 bekannt). Sie dient als Eignungsüberprüfung für Arbeiten in heißer Umgebung oder bei Tätigkeiten mit Strahlungswärme. Der Untersuchungsumfang umfasst eine detaillierte Anamnese, körperliche Untersuchungen, Laboruntersuchungen, EKG, Ergometrie, einen Lungenfunktionstest und gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme der Lunge. Untersuchungen vor der Arbeitsaufnahme und regelmäßige Nachuntersuchungen sind vorgeschrieben.
Die ArbMedVV stellt Anforderungen an PSA. Arbeitgeber sind verpflichtet, geeignete und spezifisch ausgewählte PSA für Heißarbeiten bereitzustellen. Dazu gehören Hitzeschutzkleidung und Schutzausrüstung wie Brille, Handschuhe und Schuhe, die den Gefahren der Hitzeexposition gerecht werden. Die Auswahl der PSA basiert auf einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung, die die spezifischen Arbeitsbedingungen berücksichtigt.
Praktische Umsetzung: Die ArbMedVV betont die Bedeutung von Schulungen und Unterweisungen im Umgang mit der PSA sowie mit sicherheitsrelevanten Arbeitspraktiken. Regelmäßige Überprüfungen der Schutzmaßnahmen sind erforderlich, um ihre fortwährende Wirksamkeit zu gewährleisten. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, die individuelle Gesundheitszustände berücksichtigen, sind ein wesentlicher Bestandteil der praktischen Umsetzung der ArbMedVV.
Fazit
Der Einsatz von PSA und die Beachtung spezifischer Sicherheitsrichtlinien bei Heißarbeiten sind entscheidend für den Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer. Die strikte Befolgung von Standards und Richtlinien wie ISO 11611 und ISO 11612 gewährleistet die Auswahl angemessener hitze- und flammenresistenter Schutzkleidung.
Die ArbMedVV hebt die Wichtigkeit von arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen hervor und fordert eine umfassende Betreuung von Mitarbeitern, die Heißarbeiten verrichten. Die Verordnung erfordert von Arbeitgebern nicht nur die Bereitstellung adäquater PSA, sondern auch die Verpflichtung, für die richtige Anwendung zu sorgen und die Mitarbeiter durch Schulungen und regelmäßige Unterweisungen zu unterstützen. Darüber hinaus sind eine kontinuierliche Überprüfung und Aktualisierung der Schutzmaßnahmen essenziell, um eine dauerhafte Sicherheit am Arbeitsplatz zu garantieren.
Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer proaktiven Herangehensweise beim Brandschutz und bei der Sicherheitsvorsorge. Es bedarf einer kontinuierlichen Bewertung der Arbeitsbedingungen, einer Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen an neue Erkenntnisse und einer steten Sensibilisierung der Beschäftigten für die Risiken ihrer Tätigkeiten. Nur durch eine solch umfassende Strategie lässt sich das Ziel eines sicheren Arbeitsumfelds für alle Mitarbeiter, die Heißarbeiten ausführen, nachhaltig erreichen.
DIE AUTOREN:
Naturwissenschaftler, Ingenieur, Jurist und Arbeitspsychologe Donato Muro bringt eine Vielzahl von Qualifikationen mit, auch im vorbeugenden Brandschutz. Er möchte den Arbeitsschutz so einfach und verständlich wie möglich vermitteln, um rechtssicheres Handeln aufseiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu fördern.
www.sicherheitsingenieur.nrw
Daniel Vanummißen ist staatlich geprüfter Elektroniker für Geräte und Systeme und arbeitet bei der Feuerwehr. Seine „DV-Brandschutz Akademie“ bietet Seminare und Lehrgänge an, unter anderem zum Brandschutz und zum richtigen Umgang mit Atemschutzgeräten.
www.dv-brandschutzakademie.de