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Luftiges Arbeitsmittel

Foto: photolink – stock.adobe.com
Multikopter, besser bekannt als Drohnen, finden zunehmend Einsatz in verschiedenen Branchen. Sie bieten neue Möglichkeiten, stellen aber auch Herausforderungen für den Arbeitsschutz dar. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bietet mit ihrer Information 208-058 einen Leitfaden für den sicheren Umgang mit den Fluggeräten.
Text: Franz Roiderer (Redaktion)
AUF DEN PUNKT
- Der sichere Einsatz von Drohnen erfordert eine umfassende Gefährdungsbeurteilung sowie die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen
- Technische, organisatorische und personenbezogene Schutzmaßnahmen minimieren Risiken beim Betrieb
- Die Qualifikation der Drohnenpiloten und deren regelmäßige Schulung gewährleisten Sicherheit und Effizienz
Rechtliche Rahmenbedingungen
Drohnen im beruflichen Einsatz sind kein Spielzeug. Sie sind ein Arbeitsmittel und unterliegen zudem dem Luftverkehrsgesetz (LuftVG) und der Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO). Für den gewerblichen Betrieb ist in der Regel eine Erlaubnis erforderlich. Ab einer Startmasse von 250 Gramm greift eine Kennzeichnungspflicht. Unternehmen müssen außerdem eine Haftpflichtversicherung abschließen.
Neben dem Luftverkehrsrecht sind auch arbeitsschutzrechtliche Vorschriften zu beachten. Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) verpflichten Arbeitgeber, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, eine Betriebsanweisung zu erstellen und die Beschäftigten entsprechend zu unterweisen.
Gefährdungen erkennen und beurteilen
Der Einsatz von Drohnen birgt Risiken, die es zu berücksichtigen gilt. Zu den mechanischen Gefährdungen zählen vor allem Verletzungen durch rotierende Propeller sowie Risiken durch Abstürze oder Kollisionen. Elektrische Gefährdungen können durch defekte Akkus oder Leitungen entstehen und zu Stromschlägen oder Bränden führen.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Einflüsse der Arbeitsumgebung. Wind, Regen oder extreme Temperaturen können den Betrieb beeinträchtigen. Hindernisse wie Gebäude, Bäume oder Stromleitungen stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Elektromagnetische Störungen können die Steuerung beeinflussen und zu gefährlichen Situationen führen.
Ein oft übersehener Aspekt sind die psychischen Belastungen für die Fernpiloten. Die komplexe Steuerungsaufgabe sowie die Verantwortung für wertvolle Ausrüstung und die Sicherheit von Personen können erheblichen Stress verursachen.
Schutzmaßnahmen: ein ganzheitlicher Ansatz
Um diesen Gefährdungen zu begegnen, empfiehlt die DGUV einen ganzheitlichen Ansatz aus technischen, organisatorischen und personenbezogenen Schutzmaßnahmen.
- Zu den technischen Maßnahmen gehören der Einsatz von Propellerschutz, redundante Systeme wie mehrere Motoren oder Akkus sowie automatische Notfallsysteme wie die „Return to Home“-Funktion. Kollisionswarnsysteme können zusätzliche Sicherheit bieten.
- Organisatorisch ist die Erstellung einer umfassenden Gefährdungsbeurteilung unerlässlich. Darauf aufbauend sollten geeignete Fernpiloten ausgewählt, regelmäßige Wartungen und Inspektionen durchgeführt sowie klare Flugzonen und Sicherheitsbereiche festgelegt werden. Die Entwicklung von Notfallplänen ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Sicherheitskonzepts.
- Auf personeller Ebene stehen Schulung und Unterweisung der Piloten im Vordergrund. Die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung wie Schutzbrillen oder Helme kann in bestimmten Einsatzszenarien sinnvoll sein. Regelmäßige Übungen und Trainings halten die Fähigkeiten der Piloten auf einem hohen Niveau.
Der Flugbetrieb: von der Vorbereitung bis zur Nachbereitung
Ein sicherer Drohneneinsatz beginnt lange vor dem eigentlichen Start. In der Vorbereitungsphase müssen die rechtlichen Voraussetzungen geprüft, der Flugeinsatz detailliert geplant und die Wetterbedingungen überprüft werden. Eine gründliche Funktionsprüfung von Drohne und Steuerung ist unerlässlich.
Während des Einsatzes gilt es, Sicherheitsabstände zu Personen und Objekten einzuhalten, den Luftraum ständig zu beobachten und die maximale Flughöhe sowie -entfernung zu beachten. Der Akkustand sollte regelmäßig überprüft werden, um eine sichere Landung zu gewährleisten.
Nach dem Einsatz steht das sichere Landen und Abschalten der Drohne im Fokus. Der Flug sollte dokumentiert, das Fluggerät auf Schäden oder Verschleiß überprüft und sicher gelagert werden.
Qualifikation der Drohnenpiloten: Schlüssel zum Erfolg
Die Kompetenz der Piloten ist entscheidend für den sicheren Betrieb. Neben technischem Verständnis und praktischen Flugfähigkeiten sind auch Kenntnisse in Luftverkehrsrecht, Meteorologie und Aerodynamik erforderlich. Ein fundiertes Wissen über Notfallverfahren und Risikomanagement rundet das Profil ab.
Unternehmen sollten in die Aus- und Fortbildung ihrer Fernpiloten investieren. Theoretische und praktische Schulungen sowie regelmäßige Auffrischungskurse halten die Qualifikationen auf dem neuesten Stand. Eine sorgfältige Dokumentation der erworbenen Fähigkeiten ist nicht nur aus rechtlicher Sicht ratsam, sondern hilft auch bei der Einsatzplanung.
Wartung und Instandhaltung
Regelmäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten sind unerlässlich, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Drohne zu gewährleisten. Sichtprüfungen auf Schäden oder Verschleiß, die Überprüfung von Propellern, Motoren und elektrischen Verbindungen sowie Tests der Steuerfunktionen sollten zur Routine gehören.
Wartungsarbeiten umfassen die Reinigung, den Austausch verschlissener Teile, Firmware-Updates und die Kalibrierung von Sensoren. All diese Aktivitäten sollten in einem Wartungsprotokoll dokumentiert werden, ebenso wie Reparaturen, Ersatzteilwechsel und die Betriebsstunden des Geräts.
Lagerung und Transport
Eine trockene, temperaturgeregelte Umgebung schützt die empfindliche Elektronik. Besondere Vorsicht ist bei den Lithium-Ionen-Akkus geboten: Sie sollten in feuerfesten Behältern aufbewahrt und bei längerer Lagerung von der Drohne getrennt werden.
Für den Transport empfehlen sich spezielle Koffer oder Behälter, die das Gerät vor Stößen und Verrutschen schützen. Bei Lufttransporten sind die strengen Vorschriften für den Transport von Lithium-Ionen-Akkus zu beachten, einschließlich der korrekten Kennzeichnung als Gefahrgut.
Notfallmanagement: Vorbereitet sein, wenn es darauf ankommt
Ein durchdachtes Notfallmanagement kann im Ernstfall den Unterschied machen. Die Erstellung von Notfallplänen, die Bereitstellung von Erste-Hilfe-Ausrüstung und Feuerlöschern sowie die Schulung der Mitarbeiter in Notfallverfahren bilden die Grundlage.
Im Notfall ist schnelles und besonnenes Handeln gefragt: Der Flugeinsatz muss sofort unterbrochen, Notfallsysteme aktiviert und bei Personenschäden umgehend der Rettungsdienst alarmiert werden. Nach dem Vorfall sind eine gründliche Dokumentation und Analyse unerlässlich, um ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden.
Spezielle Einsatzszenarien
Drohnen kommen in vielfältigen Umgebungen zum Einsatz, die jeweils spezifische Herausforderungen mit sich bringen. In geschlossenen Räumen ist besondere Vorsicht geboten: Die eingeschränkte Manövrierfähigkeit, mögliche Luftverwirbelungen und lose Gegenstände erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.
Bei Einsätzen über Wasser empfiehlt sich die Verwendung von schwimmfähigen Landekufen. Reflexionen auf der Wasseroberfläche können die Steuerung erschweren, und bei Salzwasser besteht erhöhte Korrosionsgefahr. In der Nähe von Stromleitungen ist ein Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern einzuhalten. Elektromagnetische Störungen können die Steuerung beeinflussen, weshalb der Einsatz von Kollisionswarnsystemen ratsam ist.
Nachtflüge oder Einsätze bei schlechter Sicht stellen besondere Anforderungen an Ausrüstung und Piloten. Beleuchtung an der Drohne, der Einsatz von Wärmebildkameras und erhöhte Aufmerksamkeit des Piloten sind hier unerlässlich. Zudem sind zusätzliche rechtliche Anforderungen zu beachten.
Datenschutz und Persönlichkeitsrechte: Eine oft übersehene Dimension
Mit der zunehmenden Nutzung von Drohnen für Bildaufnahmen rücken Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in den Fokus. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Kunsturhebergesetz (KunstUrhG) setzen hier klare Grenzen. Unternehmen müssen betroffene Personen über Bildaufnahmen informieren und bei personenbezogenen Aufnahmen Einwilligungen einholen. Aufnahmen in privaten Bereichen sind zu vermeiden, und nicht benötigte Aufnahmen sollten umgehend gelöscht werden.
Technische Maßnahmen wie Verschlüsselungstechnologien für die Datenübertragung und Zugriffskontrollen für gespeicherte Daten können helfen, den Datenschutz zu gewährleisten. Der Einsatz von Geofencing kann unbeabsichtigte Aufnahmen vermeiden. Mit Geofencing wird das Auslösen einer Aktion durch das Überschreiten einer geolokalisierten Begrenzung auf der Erdoberfläche oder in der Luft bezeichnet. Die Drohne dreht dann beispielsweise automatisch ab, wenn sie einen definierten Luftraum verlässt.
Versicherung: Mehr als nur eine Pflicht
Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung deckt Personen- und Sachschäden ab. Unternehmen sollten jedoch prüfen, ob spezielle Klauseln für den gewerblichen Drohneneinsatz erforderlich sind. Eine zusätzliche Kaskoversicherung kann das Gerät gegen Beschädigung oder Verlust absichern. Hierbei ist auf die Deckung verschiedener Einsatzszenarien und mögliche Selbstbeteiligungen zu achten.
Nicht zuletzt sollte die bestehende Betriebshaftpflichtversicherung auf die Deckung von Drohneneinsätzen überprüft und gegebenenfalls erweitert werden.
Dokumentation und Aufzeichnungen
Eine sorgfältige Dokumentation dient nicht nur der rechtlichen Absicherung, sondern bildet auch die Grundlage für kontinuierliche Verbesserungen. Die Flugdokumentation sollte Datum, Uhrzeit, Dauer, Einsatzort und -zweck sowie besondere Vorkommnisse erfassen.
In der technischen Dokumentation werden Wartungsarbeiten, Reparaturen, Firmware-Updates und Kalibrierungen festgehalten. Personalakten dokumentieren Qualifikationen, Schulungen und Flugerfahrungen der Fernpiloten.
Kontinuierliche Verbesserung
Der Einsatz von Drohnen ist ein dynamisches Feld, das ständige Anpassungen erfordert. Regelmäßiger Erfahrungsaustausch im Team, die Teilnahme an Fachveranstaltungen und der Austausch mit anderen Anwendern und Herstellern können wertvolle Erkenntnisse liefern.
Die systematische Analyse von Störungen und Beinahe-Unfällen hilft, Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Gleichzeitig sollten Unternehmen den Markt für neue Sicherheitstechnologien im Auge behalten und vielversprechende Innovationen integrieren.
Fazit
Der sichere Einsatz von Drohnen im beruflichen Umfeld erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der technische, organisatorische und personelle Aspekte berücksichtigt. Die DGUV Information 208-058 bietet hierfür einen umfassenden Leitfaden, der Unternehmen und Beschäftigten hilft, die Potenziale dieser Technologie sicher und effizient zu nutzen.
Indem Unternehmen die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten, eine gründliche Gefährdungsbeurteilung durchführen und in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren, schaffen sie die Grundlage für einen sicheren und erfolgreichen Einsatz von Multikoptern. Regelmäßige Wartung, sorgfältige Dokumentation und ein proaktives Notfallmanagement runden das Sicherheitskonzept ab.
Weitere Informationen
Die DGUV Information 208-058 „Sicherer Umgang mit Multikoptern (Drohnen)“ bietet einen umfangreichen, praxisnahen Anhang mit Checklisten, Muster-Gefährdungsbeurteilungen und -betriebsanweisungen.
www.dguv.de, Webcode: p208058