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Selbstfürsorge in stressigen Zeiten
Prävention statt Depression

Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.com
Seit 2013 ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen für Unternehmen Pflicht. Mindestens ebenso wichtig wie eine gesetzliche Regelung ist die persönliche Fürsorge. Wir selbst können uns vor stress- und erschöpfungsbedingten Erkrankungen oder Unfällen schützen.
Text: Kara Pientka
AUF DEN PUNKT
- Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um stressbedingten Erkrankungen wie Burn-out oder Depression vorzubeugen
- Ein regelmäßiger „Energie-Check“ ist entscheidend, um mentale Müdigkeit frühzeitig zu erkennen
- Selbstfürsorge bedeutet, die Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen und die eigenen Bedürfnisse nicht länger zu ignorieren
Ob auf der Baustelle, im Büro oder an der Werkbank – Stress macht keinen Unterschied zwischen Branchen und Hierarchien. Eng getaktete Zeitpläne, hohe Erwartungen und ständige Veränderungen im Arbeitsumfeld fordern ihre Opfer. Immer mehr Beschäftigte leiden unter chronischer Überlastung, die nicht nur die Produktivität mindert, sondern auch die Gesundheit gefährdet. Dabei gibt es ein effektives Mittel, um vorzubeugen: Selbstfürsorge.
Selbstfürsorge klingt nach Luxus und Freizeit – wer hat im Arbeitsalltag schon Zeit für Yoga oder Waldspaziergänge? Tatsächlich geht es nicht um Wellness als kurzfristigen Ausgleich, sondern um die Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu erkennen und aktiv für das eigene Wohlbefinden zu sorgen. Wer immer wieder auf Reserve läuft, riskiert ernsthafte gesundheitliche und berufliche Konsequenzen. Er verliert den Kontakt zu sich selbst. Depression und Burn-out sind die drohenden Folgen.
Wenn Perfektion zur Falle wird
Haben wir dagegen ein gutes Gespür für unser Befinden, dann geraten wir nicht mehr unbemerkt in eine Spirale der Selbstausbeutung. Wir hören auf, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, und erkennen psychische Ermüdung früh genug, um bewusst gegenzusteuern. Wir lernen, zum richtigen Zeitpunkt „Nein“ zu sagen. Ganzheitliche Selbstfürsorge bedeutet, einen Arbeits- und Lebensstil zu entwickeln, der mehr Kraft gibt, als er nimmt.
Chronischer Stress verengt unseren Blick, das macht ihn so gefährlich. Gestresste Menschen haben oft das Gefühl, ihrer Situation nicht entkommen, nichts daran ändern zu können. Hinzu kommen in der Welt der Gern- und Vielleister oft enorm hohe Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit und Perfektion. Dabei sind wir keine Superhelden, die jederzeit das Unmögliche schaffen und unendlich viele Aufgaben gleichzeitig bewältigen können. Anders als bei Werkstücken ist Perfektion eine Falle, wenn es um die eigene Person geht. Dies zu erkennen, ist aktiver Selbstschutz. Weitere wichtige Erkenntnisse: Die Welt hängt nicht von uns ab und wir allein entscheiden über unser Leben. Wir selbst sind für unsere mentale Hygiene verantwortlich.
Rechtzeitig merken, dass der Tank sich leert
Selbstfürsorge beginnt mit der Frage: Wo steht mein Energielevel? Ein kurzer Check – ähnlich wie der Blick auf die Tankanzeige im Auto – kann schon helfen: Fühle ich mich energiegeladen oder ausgelaugt? Ist mein Stresslevel im grünen Bereich? Diese Selbstreflexion dauert nur wenige Sekunden, bringt aber Klarheit. Entscheidend ist, die ersten Anzeichen von mentaler Müdigkeit zu erkennen und bewusst gegenzusteuern.
Die Möglichkeiten, Energie zu tanken, sind so vielfältig wie die Tankstellen auf einer langen Reise. Kleine Stopps wie bewusstes Atmen oder eine kurze Pause an der frischen Luft sind wie ein schneller Zwischenstopp. Größere Maßnahmen wie regelmäßiger Sport, ein Kinobesuch oder ein Kurzurlaub entsprechen einer gründlichen Betankung. Und für die längeren Strecken im Leben können ein Sabbatical oder eine berufliche Neuorientierung die Tankfüllung sein, die Sie nachhaltig voranbringt.
Aber Achtung: Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „kann“. Nur weil dem einen die Joggingrunde am Abend guttut, muss das nicht auch für die andere gelten. Wer nicht gern joggt, wird eine Runde um den See nicht als entspannend, sondern als lästiges „To-do“ und damit als zusätzlichen Stressfaktor empfinden. Was infrage kommt, weiß der oder die Einzelne selbst am besten.
Arbeit und Leben im Einklang
Wer sich von überhöhten Erwartungen befreit und eine persönliche Selfcare-Routine etabliert, legt damit die Basis für langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für alle, die den täglichen Anforderungen gerecht werden wollen, ohne dabei sich selbst zu verlieren. Echtes Wohlbefinden entsteht dann, wenn Arbeit und Leben im Einklang sind. Ganzheitliche Selbstfürsorge bedeutet, die Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen und die eigenen Bedürfnisse nicht länger zu ignorieren. Das erfordert Reflexion, aber auch den Mut, Prioritäten zu setzen. Es gibt kein gesundes Leben im Falschen.
DIE AUTORIN:
Kara Pientka ist Gründerin des INHESA Instituts für Health & Selfcare und Autorin des Buches „Selfcare Next Level – 7 Strategien für krisenfeste Führungskräfte“ (Campus Verlag). Mit über 25 Jahren Erfahrung im Führungskräfte-Coaching unterstützt sie Menschen dabei, trotz hoher Anforderungen gesund und leistungsfähig zu bleiben.