Sicherheitsschuhe: leichter und nachhaltiger

A+A 2025

In Deutschland wurden im Jahr 2024 9,6 Millionen Paar Sicherheitsschuhe verkauft. Kein Wunder, dass Schuhe auch bei der A+A im Fokus stehen. Der Trend geht zu leichteren und nachhaltigeren Modellen.

Text: Holger Toth (Redaktion)

Sicherheitsschuhe spielen auf dem deutschen Markt der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) eine wichtige Rolle. „Mit seiner breiten industriellen Basis, hohen Sicherheitsstandards und einem ausgeprägten Bewusstsein für Arbeitsschutz gilt Deutschland als Leitmarkt in Europa“, betonte der stellvertretende HDS/L-Hauptgeschäftsführer Torben Schütz. Ein Blick in die Zahlen verdeutlicht dies. Im Jahr 2024 wurden nach Angaben des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L) 9,6 Millionen Paar Sicherheitsschuhe verkauft. Ein Anstieg von 1,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Inlandsproduktion stieg ebenfalls leicht um 0,9 Prozent auf 6,9 Millionen Paar.

Grund genug, um anhand einiger ausgewählter Beispiele zu zeigen, welche Neuheiten die PSA-Hersteller auf der Messe A+A präsentierten.

Elten: rekordverdächtig leicht

Federleicht: Die neuen Modelle von Elten wiegen weniger als 399 Gramm. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Elten setzt ein deutliches Zeichen in Richtung Leichtigkeit. Mit der neuen Serie „Wellmaxx Feel“ präsentiert das Familienunternehmen aus dem niederrheinischen Uedem seine bislang leichtesten Sicherheitsschuhe – nach eigenen Angaben unter 399 Gramm pro Modell.

Optisch erinnern die „Tavixx“-Modelle an moderne Sportsneaker und sind in O1-, S1- und S1PS-Ausführungen erhältlich. Für die Leichtigkeit verantwortlich ist eine Kombination aus rückfedernder Infinergy-Zwischensohle von BASF, Textil-Mesh-Obermaterial und rutschhemmender TPU-Laufsohle. Das optionale Boa Fit System Li2 erlaubt das schnelle Verschließen mit einer Hand. Damit positioniert sich Elten deutlich im Segment der Indoorberufe in Industrie, Lager und Logistik, aber auch im medizinischen Bereich und der Gastronomie. Das geringe Gewicht soll Ermüdung reduzieren – ein bewusst ergonomischer Ansatz, der den Trend zu mehr Komfort im Arbeitsschutz untermauert.

Atlas: Digitalisierung und Individualisierung

Der Dortmunder Hersteller ATLAS nutzte die A+A 2025, um gleich mehrere Zukunftsthemen im Bereich Fußschutz zu verknüpfen, wie Geschäftsführer Hendrik Schabsky erklärte: „Ganzheitliche Fußgesundheit, Individualisierung und Digitalisierung im Sicherheitsschuhbereich – darin sehen wir die Zukunft.“

Im „Fit-Day“-Bereich rückte Atlas auf der A+A die Fußgesundheit in den Mittelpunkt. Das Konzept beinhaltet vier Module, die Unternehmen auch bei sich vor Ort im Betrieb buchen können: 3D-Scanner zur Fußvermessung und Analyse, Ergo-Med-Einlegesohlen für unterschiedliche Fußfehlstellungen, semiorthopädische Anpassungen der Einlegesohlen Fit Insole in nur vier Minuten und eine medizinisch-orthopädische Lösung mit dem Partnerunternehmen GetSteps.

Neue Schuhe gab es natürlich auch: Mit der MAX-Serie präsentierte Atlas ein Highlight für harte Industrieeinsätze (S3S). Das neue ProTraX-Obermaterial ist deutlich leichter und doppelt so atmungsaktiv wie Leder, während die XR MPU-Sohlentechnologie maximale Stabilität und Rutschhemmung verspricht. Metallfreie Durchtritthemmung, ESD-Ausstattung und Varianten mit seitlichem Boa-Verschluss runden die Linie ab. Die sportlich-leichte FAST-Serie (S1PS) zieht optisch den Bogen zu modischen Sneakers. Besonders innovativ: das Repreve-Obermaterial aus 92 Prozent recyceltem PET, kombiniert mit Innoflex-Dämpfung und Monosock-Konstruktion. Die Modelle adressieren Anwender, die hohe Mobilität und modernes Design verbinden wollen.

Einen Ausblick auf 2026 gab Atlas ebenfalls: die Einlegesohle Ergo Max 3D, die über additiven 3D-Druck maßgeschneidert produziert werden soll. Minimierter Materialeinsatz und variable Infill-Strukturen würden die Einlage zugleich nachhaltig und hochfunktional machen, so Atlas. Polsterung, Höhe und Verstärkung sollen sich gezielt auf Beschwerden wie Fersensporn, Knie- oder Rückenprobleme abstimmen lassen.

Atlas nimmt den ganzheitlichen Fußschutz in den Blick – wie dieses Fußmodell am Messestand zeigt. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Steitz Secura: Nachhaltigkeit trifft Technologie

Mit dem FL 597 GTX CP2 hat Steitz Secura nun einen Schnittschutzstiefel im Sortiment. Foto: Steitz Secura

Steitz Secura präsentiert auf der Messe ein besonders starkes Innovationspaket mit klarem Fokus auf nachhaltige Materialien und technische Weiterentwicklungen. Geschäftsführer Michael Huth bezeichnete die A+A als „ideale Plattform, um die Innovationskraft der vergangenen zwei Jahre zu zeigen“.

Besonders engagiert ist der PSA-Hersteller seit Jahren in Sachen Nachhaltigkeit mit seiner „Green Label“-Serie. Auf der Messe wurde ein entscheidender Fortschritt präsentiert: Der erstmals vorgestellte Konzeptschuh integriert eine Laufsohle mit 30 Prozent recyceltem Material – ein technologischer Durchbruch, da Sohlen bislang den schwierigsten Bauteil bei Recyclingprojekten darstellten. Damit möchte Steitz Secura eine Vorreiterrolle in der Branche übernehmen und zeigen, dass sich Nachhaltigkeit und Sicherheit nicht ausschließen.

Neu ist außerdem die Serie Duro Guard. Sie umfasst elf Modelle aus Leder und Microfaser. Herzstück ist die Perbunan-Multi-Flex-Sohle, die eine flexible Bewegungszone im Vorderfußbereich integriert. Das garantiert hohe Beweglichkeit und spürbare Entlastung der Gelenke. Während die Microfaser-Modelle ideal für trockene Innenbereiche sind, bieten die Leder-Modelle maximale Widerstandsfähigkeit für anspruchsvolle Einsätze.

Mit einem Schnittschutzstiefel der Klasse 2 steigt Steitz Secura in ein neues Segment ein. Außerdem gibt es sieben neue wasserdichte S7-Modelle mit Extraguard-Obermaterial – besonders geeignet für dauerhafte Outdoor-Einsätze.

Uvex: Schwerer Einsatz, leichter Schritt

Uvex zeigte am Messestand seine neue Kollektion an Sicherheitsschuhen. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Der fränkische Hersteller Uvex stellt mit dem Uvex 3 Macsole Boa einen robusten Heavy-Duty-Stiefel vor, der hohe Schutzanforderungen mit überraschend leichter Konstruktion kombiniert. Die Macsole-Gummilaufsohle ist extrem hitze-, chemikalien- und schnittbeständig. Sie sorgt auch auf extrem heißen wie auch auf kalten Untergründen für rutschfesten Stand.

Das Waterstop-Obermaterial von Uvex übertrifft die Norm zur Wasserabweisung um das Vierfache. Zusätzliche Features wie Uvex climazone, Uvex anklepro und eine geometrisch erleichterte Sohle zur Gewichtsreduktion unterstreichen den ergonomischen Anspruch. Das Design unterstützt durch die optimierte Interaktion zwischen Schuhen, Untergrund und Körper den natürlichen Bewegungsablauf.

Gleichzeitig setzt Uvex auf Nachhaltigkeit: Ein Drittel der Laufsohle besteht aus recyceltem Gummi, die Zwischensohle enthält Material aus Produktionsüberschüssen und das Fußbett besitzt einen Recyclinganteil von 72 Prozent.

Diadora: Sporttechnologie im Sicherheitsschuh

Diadora Utility überträgt die Doppeldämpfung aus dem Leistungssport in den Arbeitsschutz. Foto: Diadora Utility

Diadora Utility verbindet mit dem neuen Vortex eindrucksvoll Sportschuh-DNA und PSA-Anforderungen. Der italienische Hersteller hat die aus dem Leistungssport bekannte Double-Action-Technologie der doppelten Dämpfung auf den Arbeitsschutzbereich übertragen. Die Zwischensohle kombiniert weichen Kunststoffschaum im Fersenbereich zur Gelenkentlastung mit kompakterem Material im Vorfuß für spürbare Reaktivität.

Ergänzt wird dies durch einen erhöhten Schuhrand: Er umschließt den Fuß und hält ihn in der Achse, wodurch ein ungewolltes Rollen nach innen oder außen vermieden wird. Das Ergebnis ist ein sanftes Abrollen – wie bei einem Laufschuh – und ein angenehmes Tragegefühl, das den Arbeitnehmer den ganzen Tag begleitet.

Außerdem gab Diadora Utility bei der A+A einen Ausblick auf weitere Innovationen, die im Jahr 2026 auf den Markt kommen. Mit Hyperform führt der PSA-Hersteller erstmals eine Zwischensohle ein, die nach dem Supercritical-Verfahren hergestellt wird – ein Prozess, der bisher aus dem High-End-Running bekannt ist. Das Ergebnis ist eine extrem leichte, hochreaktionsfähige und sehr homogene Sohle mit spürbarer Energierückgabe.

Darüber hinaus wurde das Belüftungssystem komplett neu konstruiert. Es kombiniert seitliche Ventilationsöffnungen mit einer neu entwickelten, PFAS- und PTFE-freien Ariatex-Membran. Die Membran blockiert äußere Feuchtigkeit, lässt aber Schweiß zuverlässig entweichen – das sorgt für ein trockenes und gut reguliertes Mikroklima auch an langen Arbeitstagen oder in warmen Umgebungen. 

Fazit

Die PSA-Hersteller setzen verschiedene Schwerpunkte und treiben die Entwicklungen im Bereich der Sicherheitsschuhe voran. So unterschiedlich die Entwicklungen auch sind, sie verfolgen einen gemeinsamen Kurs: Mehr Leichtigkeit, mehr Ergonomie, mehr Nachhaltigkeit und mehr passgenaue Lösungen für die vielfältigen Anforderungen moderner Arbeitswelten.