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Verkäuferin
Den Tag durchstehen
Mit schmelzender Stimme besingt Johannes Heesters die „süße Kleine“, gemeint ist „nur eine Verkäuferin in einem Schuhgeschäft mit 80 Francs Salaire in der Woche“. Diese Liedzeile verrät einiges zur wechselvollen Geschichte eines typischen Frauenberufs mit Durchsteh-Vermögen.
Text: Monika Röttgen
Foto: bpk / Liselotte Purper (Orgel-Köhne)
Märkte mit Verkaufsständen gibt es schon lange. Das Berufsbild der Verkäuferin entsteht aber erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung, als immer mehr Konsumgüter die Ladenregale der Einzelhändler zu füllen beginnen.
Krampfadern und Unterleibsleiden als Begleiterscheinungen
Viele Frauen verbinden die schillernde Warenwelt mit attraktiver Arbeit. Stattdessen müssen sie oft in zugigen Räumen mit Gasbeleuchtung und in hygienisch zweifelhaften Lager- und Toilettenräumen arbeiten. Hastig eingenommene Mahlzeiten wegen zu kurzer Pausen und permanente Sozialkontrolle gehören zum Alltag. Sie nehmen diese Bedingungen sowie lange Arbeitstage und Sonntagsarbeit in Kauf, weil die Berufstätigkeit sie buchstäblich auf eigenen Füßen stehen lässt. Dafür müssen sie schwer heben und tragen, Krampfadern und Unterleibsleiden sind typische körperliche Begleiterscheinungen.
Ab den 1890er-Jahren entsteht eine Vielzahl von Berufsverbänden, die sich für eine reguliertere Ausbildung und Verbesserungen in den Betrieben einsetzen. Doch die sind vor allem von den jeweiligen Unternehmerpersönlichkeiten abhängig.
Selbstbedienung löst die klassische Ladentheke ab
Hinzu kommt das neue Phänomen der Selbstbedienung. 1950 gibt es in der Bundesrepublik 20 sogenannte „SB-Geschäfte“, zehn Jahre später bereits über 17.000. Die klassische Ladentheke als klar abgetrennter Raum zwischen dem Verkaufsbereich und dem Kundenbereich hat ausgedient. Und damit auch die Expertise der Verkäuferin. Etiketten auf den Waren verraten der Kundschaft nun alles Wissenswerte. Die Verkäuferin taucht allenfalls in der Rolle der Einpackerin oder der Kassiererin wieder auf.
In der Jetzt-Zeit sind Verkäuferinnen einem Mix aus zeitintensiven Beratungswünschen, oft respektloser Behandlung, Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt. Dazu kommt die traditionell schlechte Entlohnung als „Mini-Jobberin“, wird doch die Tätigkeit gemeinhin immer noch zu den einfachen Dienstleistungstätigkeiten gerechnet.
Hier setzt die recht junge Forschung zur „Interaktionsarbeit“ an. Sie setzt sich dafür ein, die vielen Sozialkompetenzen, die etwa für die Kundenkommunikation nötig sind, verstärkt wahrzunehmen – und wertzuschätzen.
Unsere Autorin Monika Röttgen leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund. Zur Interaktionsarbeit gibt es dort seit Kurzem einen neuen Bereich in der Dauerausstellung. Die Ausstellung „Dienstleistung“ widmet sich den vielen Fähigkeiten, die für die Arbeit mit Menschen nötig sind. Die Besucher können mit interaktiven Stationen in Dialog treten und zum Beispiel in die Rolle einer Verkäuferin schlüpfen.
Mehr unter: www.dasa-dortmund.de/ausstellungen/dienstleistungen