Weniger Unfälle und Berufskrankheiten

DGUV-Statistik für 2024

Die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle ist im Jahr 2024 erneut gesunken, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) warnt jedoch davor, bei der Präventionsarbeit nachzulassen. Denn der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel stellen neue Herausforderungen dar.

Text: Redaktion Prävention Aktuell

AUF DEN PUNKT:

  • 3,8 Prozent weniger Arbeits- und 6,0 Prozent weniger Wegeunfälle
  • Zahl der Berufskrankheiten geht deutlich zurück
  • Berufsgenossenschaften erhöhen Ausgaben für Präventionsarbeit

Die Zahl der Unfälle bei der Arbeit ist im Vorjahresvergleich erneut zurückgegangen. Das geht aus den Geschäfts- und Rechnungsergebnissen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen hervor, die die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) veröffentlicht hat. Auf 1.000 Vollzeitarbeitskräfte umgerechnet, ereigneten sich im vergangenen Jahr 20,61 Unfälle. Das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber 2023.

Im Jahr 2024 ereigneten sich insgesamt 712.257 meldepflichtige Arbeitsunfälle (-3,8 Prozent) sowie 168.648 meldepflichtige Wegeunfälle auf dem Weg von der und zur Arbeit (-6,0 Prozent). Meldepflichtig sind alle Unfälle mit einer Ausfallzeit von mindestens drei Arbeitstagen. 307 Versicherte verloren aufgrund eines Arbeitsunfalls ihr Leben, 214 aufgrund eines Wegeunfalls. 12.821 Versicherte erhielten 2024 erstmals eine Rente aufgrund eines Arbeits- oder Wegeunfalls.

Höller: „Sinkende Unfallzahlen fallen nicht vom Himmel“

„Der Rückgang des Unfallrisikos zeigt sich über fast alle Branchen hinweg“, sagt die stellvertretende DGUV-Hauptgeschäftsführerin Dr. Edlyn Höller. „Das hohe Niveau von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bleibt damit unverändert.“ Gleichzeitig warnt Höller davor, die positive Entwicklung der Unfallzahlen als selbstverständlich anzusehen: „Sinkende Unfallzahlen fallen nicht vom Himmel.“ Sie seien das Ergebnis des Engagements der Unternehmen und Beschäftigten für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen. „Wir alle sind gut beraten, in diesem Engagement nicht nachzulassen.“

Erst recht, weil der Fachkräftemangel weiterhin eine Herausforderung für Unternehmen sein wird. „Mehr denn je sollten wir daher Maßnahmen, um unfall- und erkrankungsbedingte Ausfallzeiten oder Frühverrentungen zu verringern, nicht als Bürokratie verstehen, sondern als Investitionen, von denen alle Seiten profitieren“, betont Höller.

Corona wirkt sich noch auf Berufskrankheiten aus

Das Abklingen der Corona-Pandemie bestimmte auch 2024 das Berufskrankheiten-Geschehen. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen erhielten 2024 insgesamt 90.749 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit (-38 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Diese Zahl näherte sich damit weiter dem Wert vor der Pandemie an.

In 26.821 Fällen wurde eine Berufskrankheit anerkannt, ein Rückgang um rund 63 Prozent im Vergleich zu 2023. 5.190 Versicherte erhielten im vergangenen Jahr erstmals eine Rente aufgrund einer Berufskrankheit – ein Anstieg um über 8 Prozent gegenüber 2023. Grund hierfür waren vor allem die Folgen von Erkrankungen an COVID-19.

1.888 Versicherte verstarben 2024 infolge einer Berufskrankheit, ein Rückgang von mehr als 10 Prozent. Die Mehrzahl der Todesfälle ging auf Erkrankungen durch Asbest zurück.

Unfälle im Ehrenamt

Neben Arbeitnehmern und versicherten Unternehmern sind auch verschiedene andere Gruppen gesetzlich unfallversichert, zum Beispiel Feuerwehrleute, pflegende Angehörige und verschiedene ehrenamtlich Tätige. Insgesamt registrierten die Unfallversicherungsträger in dieser Gruppe 42.403 Arbeitsunfälle sowie 4.835 Wegeunfälle. 649 Versicherte erhielten erstmals eine Rente aufgrund eines Versicherungsfalls. 39 Versicherte verloren bei einem Unfall das Leben.

Weniger Schülerunfälle

Der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung erstreckt sich darüber hinaus auf Kinder in Tagesbetreuung, beim Besuch von allgemein- und berufsbildenden Schulen und auf Studierende. Die Unfallkassen verzeichneten für das vergangene Jahr einen leichten Rückgang der meldepflichtigen Unfälle von 1.025.963 auf 1.012.096 (-1,4 Prozent) beim Besuch der jeweiligen Bildungseinrichtung. Der Großteil dieser Unfälle entfällt auf den Besuch allgemeinbildender Schulen.

Die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg ist um über fünf Prozent zurückgegangen: 87.345 Versicherte verunfallten auf dem Weg von oder zu ihrer Bildungseinrichtung (2023: 92.308).

18 Versicherte verunglückten tödlich – neun weniger als im Vorjahr. Drei tödliche Unfälle ereigneten sich in einer Bildungseinrichtung, 15 auf dem Weg dorthin oder wieder zurück an den Wohnort.

Relative Beitragsbelastung geht leicht zurück

Die gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen finanzieren sich durch die Beiträge der Unternehmer. Sie erzielen dabei keine Gewinne. Berechnungsgrundlage für die Beiträge sind der Finanzbedarf, die Arbeitsentgelte der Versicherten sowie ­– bei den Berufsgenossenschaften – die Gefahrklassen.

Die Berufsgenossenschaften legen ihren finanziellen Bedarf – das sogenannte Umlagesoll – auf die versicherten Unternehmen um. Im Jahr 2024 betrug dieses Umlagesoll 14,33 Milliarden Euro, rund 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem mussten die Unternehmen im Durchschnitt weniger zahlen: Der Beitragssatz sank von 1,12 auf 1,09 Euro pro 100 Euro Lohnsumme. Der Grund dafür liegt im gestiegenen Gesamtlohnvolumen der gewerblichen Wirtschaft, das auf über 1,3 Billionen Euro anwuchs.

Für den Umlagebeitrag der Unfallkassen haben die Unternehmen in öffentlichem Eigentum und die öffentlichen Haushalte insgesamt 2,03 Milliarden Euro aufgebracht. Damit stieg der Betrag im Berichtsjahr um 6,4 Prozent.

Aufwendungen für Leistungen steigen um 3,3 Prozent

Die Aufwendungen der Unfallversicherungsträger für Leistungen stiegen 2024 um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der größte Teil davon entfiel auf Leistungen für Versicherungsfälle. Diese beliefen sich auf rund 12,3 Milliarden Euro. Die Kosten für Heilbehandlung und Rehabilitation stiegen dabei um 3,7 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro, die Kosten für die finanzielle Entschädigung von Versicherten um 2,2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden Euro investierten Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in Leistungen der Prävention wie Aufsicht, Beratung und Qualifizierung, 7,3 Prozent mehr als 2023.

Infolge von Tarifabschlüssen stiegen die Verwaltungskosten um 6,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Höller: „Die Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung sind personalintensiv, aber dieses Geld ist gut angelegt. Unsere Beratungs- und Bildungsangebote tragen dazu bei, das hohe Niveau von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu erhalten. Mit dem Reha-Management unterstützen wir unsere Versicherten bei der Rückkehr ins Arbeitsleben, womit den Unternehmen wertvolle Arbeitskraft erhalten bleibt.“