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Gemeinsam stark
Für den Kiebitzhof in Gütersloh arbeiten Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen. Für die Führungskräfte besteht die große Herausforderung darin, aus ihnen funktionierende Teams zu bilden. Nur so können sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen am Markt bestehen.
Beim Einigeln ist Jordan Waschke in seinem Element. Er igelt sich allerdings nicht selbst ein. Als Einigeln bezeichnen Gärtner einen Prozess beim Rasenaussäen. Die Samen sollen selbstverständlich nicht vom Winde verweht werden; sie dürfen jedoch auch nicht von Erde bedeckt sein, denn zum Keimen benötigen sie Licht. Um den richtigen Kontakt zum Erdreich zu gewährleisten, werden sie deshalb mit einer Walze in den Boden gedrückt – eingeigelt, wie die Fachleute sagen.
Jordan Waschke ist so ein Fachmann. Genauer gesagt: ein Fachwerker. Die Ausbildung, die er abgeschlossen hat, ist eine leichtere Form der Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau. Denn der 22-Jährige hat ein Handicap, das man dem jungen Mann nicht ansieht. „Ich habe eine Lernschwäche“, sagt er offen. „Ich brauche länger, um etwas zu verstehen.“ In Ostwestfalen hat er auf dem Kiebitzhof seinen Platz gefunden. Der inklusive Dienstleistungsbetrieb gehört zum Wertkreis Gütersloh. Die gemeinnützige GmbH beschäftigt in den verschiedensten Branchen insgesamt 2.500 Mitarbeiter, davon 1.800 Mitarbeiter mit Behinderung beziehungsweise sogenannte leistungsberechtigte Personen, bei denen die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft wesentlich eingeschränkt ist.
Kiebitz
Die „Kiebitz Dienstleistungen“ ist als Inklusionsunternehmen eine Tochter der Wertkreis Gütersloh gGmbH und umfasst die Bereiche Garten- und Landschaftsbau, Hausmeister- und Reinigungsservice, Schälbetrieb, Transport und Logistik sowie den Kiebitzhof-Laden. Der Bioland-Hof „Kiebitzhof“ gehört zum Wertkreis, ebenso wie die Bereiche Gemüsebau, Garten- und Landschaftsbau, Bäckerei, Konservierung, Reithalle und die Kaffeerösterei.
Während seiner Ausbildung, so erzählt Jordan Waschke, sei er ab und zu im Übungssandkasten gewesen. Sein Ausbilder habe ihm eine Zeichnung in die Hand gegeben, aus der hervorging, wie er dort Kantensteine setzen oder Platten legen solle. „Ich konnte mir den Plan in Ruhe angucken, ohne Stress. Das dauert halt“, sagt er schulterzuckend und schiebt zurückhaltend und stolz zugleich hinterher: „Aber dann habe ich das gut hinbekommen.“ Zu seinen Lieblingsaufgaben gehören solche bautechnischen Tätigkeiten nicht.
Die Rasenplanung macht dem Fachwerker weit mehr Spaß. Dabei geht es um die Vorbereitung einer Fläche, für die neuer Rasen vorgesehen ist. „Es soll alles schön glatt sein“, erklärt er. Vom Planieren bis zum Einigeln will alles gut durchdacht sein. Auch die typische Gartenpflege gefällt ihm. Rasenmähen, Unkraut jäten, Rückschnitt. „Es ist ein abwechslungsreicher Job“, sagt Jordan Waschke.
Um 7 Uhr beginnt sein Arbeitstag. „Dann bereiten wir die Autos vor“, sagt der 22-Jährige. „Wir wissen, wo wir hinfahren und was wir brauchen.“ Zu seinem Team, Kolonne genannt, gehören noch ein Vorarbeiter – ein gelernter Landschaftsgärtner – und bis zu vier Inklusionskräfte. Die Kunden sind kommunale Einrichtungen wie Schulen oder Berufsschulen, aber auch Industrieunternehmen und Privatpersonen, die ihre Gärten nicht selbst in Schuss halten können oder wollen.
Auch die Grünflächen rund um das Kreishaus in Gütersloh pflegt der Kiebitzhof. „Ein Aufsitzrasenmäher, zwei Freischneider“, weiß Jordan Waschke sofort, was die Kolonne für den Einsatz am Verwaltungsgebäude benötigt. „Sicherheitshalber packen wir einen dritten Freischneider ein – falls einer kaputtgehen sollte.“ Die Geräte werden vorher auf dem Hof geprüft. Funktionieren sie? Ist der Tank voll? Danach werden sie ins Fahrzeug geladen und gesichert, bevor es heißt: Abfahrt!
Sicher soll nicht nur der Transport der Maschinen, sondern für die Beschäftigten auch die Arbeit sein. „Arbeitsschutz wird bei uns großgeschrieben“, unterstreicht Florian Sommer, der bei Kiebitz-Dienstleistungen den Bereich Garten- und Landschaftsbau – kurz: GaLa – mit 50 Mitarbeitern leitet. Einmal im Jahr steht die obligatorische Unterweisung an. Rasenmäher, Freischneider, alle Kleingeräte eben. Darüber hinaus würden das die Vorarbeiter auf den Baustellen aber ohnehin jeden Tag machen und ganz gezielt auf die Gefährdungen hinweisen: Pass hier genau auf! Guck da genau hin!
Ganz besonders gilt das im Umgang der Führungskräfte mit den gehörlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Sie hören ja keine Lkw, wenn wir beispielsweise bei Industrieunternehmen arbeiten“, sagt Sommer. „Wir gehen mit ihnen über das Gelände, zeigen die Gefahrenstellen.“ Außerdem tragen die Beschäftigten Warnwesten mit einem Piktogramm auf dem Rücken, damit auch alle anderen verstehen, dass es sich um Gehörlose handelt. Übrigens: Wenn es die Arbeit erfordert, tragen auch die gehörlosen Mitarbeiter neben Arbeitsschuhen, Sicherheitshandschuhen, Augen- und Gesichtsschutz einen Gehörschutz. „Man weiß ja nicht, wie sich die Medizintechnik entwickelt“, sagt Florian Sommer. „Wir wollen ja nicht, dass es heißt: Du könntest jetzt hören, wenn du damals nicht ohne Gehörschutz gearbeitet hättest.“
Überwiegend arbeitet das GaLa-Team des Kiebitzhofs im Bereich der Grünpflege. „Zu 90 bis 95 Prozent“, schätzt Florian Sommer. „Ich kann mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht alle Arbeiten machen. Bautechnik ist schon anstrengend.“ Terrassen anlegen, Teiche bauen, Wege pflastern – das ist nicht oder nur in einem sehr eingeschränkten Rahmen drin. „Wir müssen mit viel Fingerspitzengefühl die passende Arbeit finden, die meine Leute schaffen können.“ Andererseits sollten die Tätigkeiten auch nicht dauerhaft zu leicht sein, manchmal müssen die Beschäftigten aus der Komfortzone raus. Dieses klassische Fördern und Fordern besteht darin, dass die GaLa-Beschäftigten ihren Stärken gemäß eingesetzt werden, dass gleichzeitig aber auch an ihren Schwächen gearbeitet wird.
Die größte Herausforderung ist aber keine arbeitstechnische. „Teambuilding ist das größte Thema“, erklärt Florian Sommer. „Die Chemie passt nicht zwischen jedem. Da muss man ab und zu ausprobieren, wer in welche Kolonne passt.“ Haben sich die Teams gefunden, bleiben sie möglichst zusammen. „Das klappt auch ganz gut.“
„Teambuilding ist das größte Thema.“
Jordan Waschke kann das bestätigen: „Das Arbeitsklima ist super, die Mitarbeiter sind freundlich.“ Er komme immer gut gelaunt zur Arbeit. Denn er weiß: „Wir sind ein Team.“ Trotz der Unterschiede, denn auch in seiner Kolonne arbeiten Menschen mit psychischen und körperlichen Behinderungen zusammen. Alle packen nach ihren Möglichkeiten mit an, sehen, was getan werden muss. Dann laden sie gemeinsam die schweren Geräte aus. Oder erledigen den Job in Teamwork. Ein Kollege habe neulich mit der Streumaschine Rasen gesät. Und er habe dann in Ruhe – na klar – einigeln können. „Man hilft sich untereinander“, fasst Jordan Waschke zusammen.
Er kennt das auch anders. Von 2018 bis 2021 machte er seine Ausbildung beim Kiebitzhof. „Dann habe ich gedacht, ich gucke mir mal eine andere Firma an.“ Ein halbes Jahr lang versuchte sich Jordan Waschke in einem anderen Inklusionsunternehmen. „Das war nicht so gut da“, blickt er zurück. „Beim Kiebitzhof gefiel es mir besser.“ Seit März ist er als Fachwerker zurück. „Hier fühle ich mich wohl.“
Eine solche Bestätigung für ihre Arbeit bekommen die Verantwortlichen des Kiebitzhofs natürlich gern. „Wir haben den sozialen Auftrag, Menschen, die Schwierigkeiten bei der beruflichen Teilhabe haben, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze anzubieten“, sagt Anne Drössler, die Geschäftsbereichsleiterin der Kiebitzhof gGmbH. Dafür versuche man, einen Rahmen zu schaffen, damit die Beschäftigten ihren Tätigkeiten nachgehen könnten. Das könne beispielsweise durch die Anschaffung von Hilfsmitteln oder durch die Umstrukturierung von Arbeitsplätzen gelingen. „Damit der Mitarbeiter in der Lage ist, ein für sich zufriedenstellendes Arbeitsergebnis abzuliefern.“
Und genauso wichtig: ein für den Kiebitzhof und seine Kunden zufriedenstellendes Ergebnis. Denn das Inklusionsunternehmen muss mit seinen Dienstleistungen am Markt wettbewerbsfähig sein. „Die Schwierigkeit besteht darin, dass unsere Mitarbeiter mit Behinderung das Arbeitstempo vorgeben“, erläutert Anne Drössler. Und das sei in der Regel langsamer. „Man braucht also Geduld“, sagt sie. Daraus ergibt sich aber auch die Konsequenz: „Wir sind eingeschränkt in der Art der Arbeitsaufträge, die wir annehmen können.“
Außerdem ist der Kiebitzhof auf finanzielle Unterstützung angewiesen. „Ohne könnten wir am Markt nicht bestehen“, räumt Anne Drössler ein. Die Fördergelder erhält der Kiebitzhof aus der sogenannten Ausgleichsabgabe. Diese Abgabe müssen alle Unternehmen entrichten, die ihre gesetzlich festgelegte Mindestquote von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung nicht erfüllen. Derzeit liegt die Höhe der Ausgleichsabgabe bei 360 Euro pro fehlendem Arbeitsplatz und Monat, für das nächste Jahr hat die Bundesregierung eine Verdopplung auf 720 Euro beschlossen.
Anne Drössler begrüßt die Entscheidung. Zum einen, weil durch den höheren finanziellen Druck mehr Menschen mit Behinderung von Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes eingestellt werden könnten. Auch der Kiebitzhof versucht, seine Mitarbeiter weiterzuentwickeln, damit sie womöglich jenseits des geschützten Rahmens auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen. Zum anderen begrüßt sie den Regierungsbeschluss, „weil wir aus der Ausgleichsabgabe unsere Mittel bekommen und die Mittel knapp geworden sind“. In den vergangenen drei, vier Jahren habe man kaum noch dringend nötigen Unterstützungsbedarf bekommen.
In der Vergangenheit gab es wegen der Fördergelder durchaus Konflikte mit Wettbewerbern, die in der finanziellen Unterstützung des Inklusionsunternehmens einen Nachteil für sich sahen. Inzwischen habe man sich aber miteinander arrangiert. „Wir nehmen dem freien Markt keine Aufträge weg“, betont Anne Drössler. Schließlich könne man eine Vielzahl von Aufträgen gar nicht übernehmen, wie der Bereich GaLa exemplarisch zeige.
„Wir nehmen dem freien Markt keine Aufträge weg.“
Im Tagesgeschäft sieht Anne Drössler wie Florian Sommer das Teambuilding als größte Herausforderung an. „Es geht darum, dass sich die Mitarbeiter gegenseitig respektieren“, sagt sie. Das ist nicht immer ganz einfach. Schließlich treffen Menschen mit körperlichen Behinderungen, mit geistigen Behinderungen, mit Lernschwächen, mit psychischen Erkrankungen, mit Seh- oder Hörbehinderungen sowie mit autistischen Störungen aufeinander. „Wichtig ist, dass das Team nicht nur mit Vorarbeiter funktioniert, sondern dass die Mitarbeiter untereinander die Stärken und Schwächen des anderen anerkennen.“
Inklusive Teams bringen aber nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich. „Die Mitarbeiter sind sehr ausdauernd und belastbar“, sagt Anne Drössler. Sie können sich geradezu in einer Aufgabe festbeißen, bis sie erledigt ist. „Bei einer neuen Tätigkeit strahlen sie unheimliche Freude aus und sind dann sehr stolz“, beschreibt die Geschäftsbereichsleiterin. Außerdem würden die Inklusionskräfte im Hier und Jetzt leben und nicht zu sehr über Eventualitäten grübeln. „Davon könnten wir uns alle etwas annehmen, ein Stück weit gelassener werden.“
Damit alle Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen können, versucht der Kiebitzhof die Arbeitsplätze entsprechend einzurichten oder Hilfsmittel anzuschaffen. Im Kartoffel- und Gemüseschälbetrieb können die Mitarbeiter für bestimmte Tätigkeiten ein Exoskelett nutzen. Beim „Absacken“ – also dem Abfüllen der Kartoffeln in bis zu zehn Kilogramm schwere Verpackungen – kann ein solcher „Roboteranzug“ helfen, Muskel-Skelett-Erkrankungen vorzubeugen. „Mir hilft’s“, sagt Mitarbeiter Christian Thiel, der die abgepackten Kartoffeln an der Maschine aufnimmt und auf Paletten stapelt. „Ohne Exoskelett tut mir abends schon mal der Rücken weh.“
Bei 600 Tonnen Bio-Kartoffeln, die im Schälbetrieb jährlich verarbeitet werden, gibt es eine Menge zu schleppen. Eine landwirtschaftliche Fläche von 180 Hektar bewirtschaftet der Kiebitzhof, 25 Hektar davon werden für den Kartoffelanbau genutzt, weiß Klaus Kiskemper. „80 Prozent vermarkten wir über den Schälbetrieb, 20 Prozent ist Direktvermarktung im Lebensmitteleinzelhandel“, sagt der Leiter der Abteilung Biologische Erzeugung.
25 Beschäftigte verarbeiten im Schälbetrieb Kartoffeln und Gemüse für Gastronomen, Kantinen oder Großküchen in Krankenhäusern und Universitäten. Dorthin liefert der Kiebitzhof dann küchenfertige Salzkartoffeln und Möhren oder auch Bratkartoffeln und Kartoffelgratin.
Viele Arbeitsschritte wie das Schälen und Zerkleinern erledigen Maschinen. Dafür gibt es – wie in jedem anderen Betrieb – turnusmäßige Sicherheitsbegehungen, Betriebsanweisungen für jede Maschine und Gefährdungsbeurteilungen. „Wir achten aber auf jede einzelne Person und berücksichtigen das jeweilige Handicap“, sagt Klaus Kiskemper. Unterweisungen würden gegebenenfalls in Leichter Sprache erfolgen. Könne jemand nicht lesen, müsse man virtuell mit Bebilderungen arbeiten. „Außerdem haben wir Hygienebeauftragte, die Schulungen übernehmen.“
Die Kontrolle und Nachbesserung der maschinell geschälten Kartoffeln erfolgen in Handarbeit. Dafür stehen bis zu sechs Mitarbeiter an einem Band, über das die Kartoffeln in ein Wasserbad transportiert werden. Sie nehmen die Erdäpfel in Augenschein, zerkleinern sie, schneiden unsauber geschälte Stücke ab oder geben sie für einen zweiten Durchlauf zurück in die Schälmaschine.
Zur Arbeitskleidung gehören neben Einmalhandschuhen und Kopfhaube Schuhe, Hose, Jacke, eine Schürze und Ärmelschoner – alles wasserfest. Denn: „Überall im Betrieb ist Wasser“, sagt Klaus Kiskemper. Die größte Gefährdung liegt also neben dem Umgang mit den Maschinen und Schälmessern in der Rutschgefahr. Denn wenngleich der Boden aus rutschhemmendem Material besteht, können dort neben Wasserpfützen auch Kartoffeln und ihre glitschigen Schalen liegen.
Fachkräfte wie Klaus Kiskemper haben eine sonderpädagogische Zusatzausbildung absolviert, um angemessen auf die Inklusionsmitarbeiter eingehen zu können. „Man darf die Leute mit Handicap nicht überfordern“, sagt der Standortleiter. Schließlich gebe es ja einen Grund, warum sie für den Kiebitzhof arbeiten würden. „Wichtig ist es, die Aufträge nacheinander weiterzugeben und nicht geballt.“ Man würde versuchen, allen gerecht zu werden. Aber es könne auch mal der Punkt erreicht sein, an dem er den Kunden Aufträge absagen müsse. „Der Mensch steht bei uns im Vordergrund“, betont Klaus Kiskemper.
Persönlich empfindet er die Arbeit mit Menschen mit Behinderung als Bereicherung. Insbesondere, „wenn wir es schaffen, jemanden auf den ersten Arbeitsmarkt zu bekommen. Dann fühlt man sich besonders gut, dann hat man seine Aufgabe gut erfüllt.“
Silvia Pöppelmann arbeitet seit 2015 im Schälbetrieb. Ihr gefällt die Abwechslung. „Mir macht es Spaß, wenn wir neue Sachen ausprobieren. Zum Beispiel Macaire-Kartoffeln, die wir produzieren und zum Kunden liefern.“ Die französische Spezialität sind kleine Kartoffelplätzchen, die ähnlich wie Röstis beidseitig knusprig gebraten werden.
Bei dieser Tätigkeit kann sie ihr Fachwissen einbringen. Denn Silvia Pöppelmann hat eine Ausbildung zur Köchin absolviert und war 15 Jahre lang in ihrem Beruf tätig, bis sie sich aus gesundheitlichen Gründen umorientieren musste. „Durch eine psychische Erkrankung bin ich dem Stress nicht gewachsen“, sagt die 40-Jährige. „Deshalb finde ich es gut, dass ich hier einen Arbeitsplatz habe, der koordiniert ist und wo die Abläufe abgestimmt sind.“ Natürlich sei es auch mal schwierig, wenn besonders viel zu tun sei oder wenn Kollegen krank seien. „Dann muss man gucken, was man zuerst macht. Das ist anstrengend.“
Ihr gefällt, dass im Schälbetrieb Rücksicht aufeinander genommen werde. „Wenn es einem nicht so gut geht oder wenn viel zu tun ist, bekommt man Unterstützung“, sagt Silvia Pöppelmann: „Es wird Wert gelegt auf ein gutes Miteinander. Ein ‚Danke‘, wenn man länger bleibt, ist auch nicht selbstverständlich. Das kenne ich von anderen Arbeitsstellen nicht. Ich fühle mich hier wertgeschätzt.“
„Wir sind erster Arbeitsmarkt, aber mit sozialem Anspruch“, zieht Anne Drössler das Fazit. „Es ist eine besondere Herausforderung, der Konkurrenz gegenüber zu bestehen.“ Der Herausforderung stellt sich die Geschäftsbereichsleiterin gerne. Denn die inklusive Arbeit gibt ihr auch viel zurück: „Die Emotionen bekommt man unmittelbar mit – die negativen wie die positiven. Die Offenheit, Freundlichkeit und Dankbarkeit machen die Arbeit schön.“ Es mache Spaß, wenn beispielsweise Mitarbeiter wie Jordan Waschke zurückkämen, weil sie sich so wohlfühlten. „Das ist eine große Motivation, um weiterzumachen.“ Oder wie es der GaLa-Fachwerker selbst ausdrückt: „Hier ist Familie.“